Recapping eines NAD 3020A von 1982

Der NAD 3020 wurde seit 1978 ca 1,1 Mio. mal verkauft. Diese große Menge ist nicht nur durch den damals sehr günstigen Preis von ca. 380 DM zu erklären. Die mit dem NAD Verstärker erzielte Klangqualität und relative technische Robustheit trug dazu bei, das dieser NAD und seine Nachfolger zu einer Legende wurden. Die britischen Entwickler liessen die Geräte in Taiwan und später in China fertigen, was in den ersten Jahren zu einer relativ hohen Ausfallrate geführt hat. Aber wenn ein Gerät erst mal lief, dann lief es…..

Wer mal einen NAD Verstärker hatte, hat ihn meist lange behalten. Inzwischen sind die Geräte über 40 Jahre alt, damit sind die Alterungserscheinungen auch signifikant für klangliche Verschlechterungen und Ausfälle. Dazu kommen ggf. noch schlechte Haltungsbedingungen (Verschmutzungen und Korrosion), so daß Kanalausfälle, verschlechtertes Wiedergabeverhalten und knisternde Potis eher zum Normalbild gehören, als ein Verstärker, der noch wie am ersten Tag funktioniert.

Katalogbild des NAD 3020

Hier mal ein paar Fotos zum Zeitpunkt des Erwerbs des Gerätes im Januar 2023:

Rückseite mit Soft Clipping Schalter
Rückseite mit Eingangsbuchsen, besonders schön: Die Wahl für ein MM oder MC Phonosystem
Blick ins Innere: Horror !
Da ist definitiv eine intensive Reinigung fällig
40 Jahre hinterlassen ihre Spuren

Folgende Schritte für die erforderliche Reinigung habe ich durchgeführt:

Zerlegen des Gerätes, um die Hauptplatine waschen zu können:

  • Aussaugen des Gerätes mit Staubsauger und weichem Langhaarpinsel
  • Zerlegen des Rahmens, auch die untere Verstrebung
  • Sämtliche Schraubverbindungen der vorderen Bedienelemente lösen
  • Entlöten der Verbindungen des Trafos mit der Hauptplatine
  • Entlöten der dickeren Kondensatoren von der Hauptplatine (alle Kondensatoren größer als 470 uf)
  • Entlöten der TO-3 Endstufentransistoren
  • Demontage des Kühlkörpers

Damit lässt sich die Hauptplatine im Stück mit den anhängenden Zusatzplatinen (Kopfhöreranschluß, Leistungsanzeige, Phono-Switch und Lautstärkesteller) zum Waschbecken transportieren. Mit Warmwasser und weicher Bürste oder Zahnbürste lässt sich der gröbste Schmutz entfernen.

Das reicht aber nicht: In einer flachen Schale habe ich die Platine zunächst in Spiritus eingeweicht und dann mit der Zahnbürste oben und unten bearbeitet. Dadurch bildet sich ein weislicher Film auf der Platine, der wiederum mit Isopropanol Alkohol abgespült und gebürstet werden kann. Sämtliche Potis, Buchsen und Schalter wurden mit Kontakt 61 Spray behandelt.

Die Trocknung lässt sich mit einem Fön etwas beschleunigen. Die Endstufentransistoren und Isolierglimmer habe ich im Ultraschallbad gereinigt. Die alte Wärmeleitpaste musste allerdings mit Küchentüchern beseitigt werden.

Nach der Reinigung und dem Austausch der Kondensatoren

Zur Montage habe ich die alten Glimmerplättchen mit neuer Wärmeleitpaste versehen. Auf der gereinigten Platine wurden dann die Kondensatoren von klein nach groß schrittweise ersetzt. In der unten angehängten Liste sind die Positionen der Kondensatoren und ihre Werte aufgeführt, so dass jeder damit seinen Einkauf starten kann.

Weitere Aktionen

Die Potentiometer zur Einstellung der Ausgangsspannung (20K Potis) wurden durch Piher 25K Potis ersetzt. Damit liess sich die Ausgangsspannung auf bzw. mV einstellen.

Darüber hinaus habe ich die Lautsprecher Ausgangsklemmen durch Banana Buchsen ersetzt. Um ein Ausbrechen der Platine zu vermeiden habe ich ein Stückchen Plexiglas eingepasst und direkt als Verstärkung auf der Platine verschraubt.

Der Erfolg des Kondensatoraustauschs ist bemerkenswert. Bspw. hat sich der Frequenzgang deutlich linearisiert:

Anbei der Schaltplan des 3020B:

und das Servicemanual für den 3020B bzw 3120:

3 Antworten auf „Recapping eines NAD 3020A von 1982“

  1. Recaping???
    Wohl eher Recycling!!!
    Hab‘ hier 2 derer Dreckskisten stehen….beide Phonoeingänge rauschen wie ein Rauschgenerator…..Brummen inclusive….jetzt hat die Platine auch noch eine kalte Lötstelle offenbart….
    Ach die Platine….jeder Hobbyelektroniker bekommt es besser hin…Leiterbahnen lösen sich bereits durch böses Angucken und die Lötstellen gleichen der Eleganz einer Arbeit im ersten Lehrjahr, Bereich Gas-, NAD-Bereich.
    Hier stehen noch Verstärker von Braun und Dual rum, keine vergleichbare Qualität…
    Ich weiß….der Sound, ja der Sound….18 kHz bekam ich noch vor 5 Jahren hin….und ein Dur kann ich vom Moll unterscheiden….
    Scheinbar stimmen selbst die Spannungen nicht mit den Schaltplänen überein…Was für
    ein Quatsch…Da folgt man einmal diesen Forenhypes….
    Die Dreckskisten repariere ich und dann Addio!

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