Die Geschichte des Nachbaus startet ein paar Seiten weiter unten.
Reparaturobjekt : Ein HEA Wien Stereo Verstärker 1600, Baujahr 4. April 1968
Hier der Schaltplan aus dem Radiomuseum.

Das Gerät und damit die Bauteile sind inzwischen 54 Jahre alt. Wie im Schaltplan zu sehen ist, besteht die Halbleiterbestückung in der Vorstufe aus zwei Silizium Transistoren (BC109) und ansonsten in Germanium Transistoren.
Für eine sichere zukünftige Funktion müssen auf jeden Fall alle ELKO Kondensatoren ausgetauscht werden. Das Gerät zeigt nach dem Einschalten noch gute Funktionen. Allerdings ist ein starkes Rauschen zu vernehmen. Der linke Kanal streut darüber hinaus aperiodisches Prasseln ein. Die Widerstände sind allesamt Kohlepresswiderstände. Diese Art Widerstände neigt zum Altern und gerade bei Widerstandswerten im Kilo-Ohm Bereich zum Rauschen und ggf. Prasseln.
Metallfilmwiderstände haben dieses Verhalten nicht.





Test |
Linker Kanal alter Tranistor ohne Load |
Rechter Kanal neuer Transistor ohne Load |
Frequency response (from 40 Hz to 15 kHz), dB: |
+1.64, -1.42 |
+1.54, -1.52 |
Noise level, dB (A): |
-61.2 |
-63.9 |
Dynamic range, dB (A): |
61.5 |
64.5 |
THD, %: |
0.043 |
0.468 |
IMD + Noise, %: |
0.675 |
0.701 |
Stereo crosstalk, dB: |
N/A |
N/A |
Ca. 60 db Rauschabstand ist deutlich zu schlecht. Auch sind die unterschiedlichen Verzerrungswerte außerhalb der Norm.
Der Tausch der insgesamt 38 Widerstände gestaltet sich recht aufwändig, da ich zur Ergebniskontrolle immer nur max. 3 Widerstände ausgetauscht habe und anschließend eine neue Messung durchführte, um zu sehen, ob die Maßnahmen zur Verbesserung der Werte beitragen.
Da ebenfalls ein leichtes Knistern/Krachen bei Betätigung der Regler zu vernehmen war, habe ich die Regler ausgelötet und im Ultraschallbad gereinigt. Nach Wieder-Einbau war das Knistern verschwunden.
In Summe wurden 38 Widerstände ausgetauscht, alle Elkos durch neue hochwertige Typen ersetzt und die ersten 3 Transistoren gegen modernere und rauschärmere Typen ersetzt.
- Für T101/201 und T102/202 wurde je ein BC550C eingesetzt.
- Für T103/203 wurde ein AC151 VII (rauscharm) eingesetzt.
Als Ergebnis reduziert sich das Rauschen um mehr als 15 dB !
Nach erfolgreicher Reparatur ging der HEA Verstärker zurück an seinen Besitzer.
Bei mir war aber jetzt die Neugier geweckt: Wie gut könnte diese Schaltung mit aktuellen, hochwertigen Bauteilen aufgebaut werden, und was wäre an Verbesserungen zum alten Gerät zu erwarten ?
Aufbau mit neuen Bauteilen
Nach dem Erstkontakt zu einem Verstärker mit Germanium-Transistoren war ich wegen des besonderen Klangs nun doch neugierig geworden.
Wie würde sich die „alte“ Technologie mit modernen und hochwertigen Bauteilen machen ?
Dazu noch ein stärkeres und stabilisiertes Netzteil, um die doch etwas schmale Leistung zu steigern und ein vernünftiger Trafo.
Eine selbst entworfene doppelseitige Platine, hochwertige Panasonic Kondensatoren, Kiwami oder Dale Widerstände und ein gutes geregeltes Netzteil. Das neue Netzteil liefert ca. 33V stabilisiert. Lediglich bei den Germanium Transistoren muss ich auf alte Lagerware (New Old Stock – NOS) zurückgreifen. Verzerrungen und Rauschen sinken deutlich.
Hier die Messungen des Nachbaus:












Entwicklung eines eigenen Boards in EAGLE
Auf Basis der unten aufgeführten Schaltung habe ich mir doppelseitige PCBs in den Abmessungen 100 * 100 mm anfertigen lassen.

Da die Leistungstransistoren T105 und T107 zur Kühlung auf dem Gehäuseboden verschraubt werden, sind die Anschlüße dafür einzeln herausgeführt. (B, C, E – T105 bzw. T107). Auch der NTC ist über Schraubklemmen an der Unterseite des Boards verbunden und auf das Bodenblech geklebt.
Die Anschlüsse POT (IN, OUT, GND) und SIG (IN, VOUT, GND) sind über Schraubklemmen herausgeführt, so dass ein Poti für die Lautstärke oder auch ein Klangnetzwerk (siehe Originalschaltung oben) über diese Anschlüsse angeschlossen werden kann. Auf das Klangnetzwerk habe ich hier im Sinne des unverfälschten Klanges verzichtet.


Part | Value | Device | Package |
C1 | 1uf | WIMA o.ä. | Radial, 5 mm |
C2 | 47uf/25V | Elko | Radial, 2,5 mm |
C6 | 400p | Styroflex | Axial, 7,5 mm |
C8 | 47uf/25V | Elko | Radial, 2,5 mm |
C9 | 1000uf/50V | Elko | Radial 10 mm |
C10 | 470u/25V | Elko | Radial 10 mm |
C11 | 125u/25V | Elko | Radial, 2,5 mm |
C12 | 1000uf/50V | Elko | Radial 10 mm |
C13 | 1000u/50V | Elko | Radial 10 mm |
C14 | 2200u/50V | Elko | Radial 10 mm |
D1 | BA314 | Stabi Diode 0,6 – 0,7 V | DO41-10 |
NTC | 500 R | NTC | P642 |
R1 | 39K | Widerstand Axial 0,25W | 15mm |
R2 | 4K7 | Widerstand Axial 0,25W | 15mm |
R3 | 2700K | Widerstand Axial 0,25W | 12,5 mm |
R4 | 48 R | Widerstand Axial 0,25W | 15mm |
R5 | 500 R | 20Gang Trimmer | Trimmer |
R7 | 1k5 | Widerstand Axial 0,25W | 15mm |
R8 | 33k | Widerstand Axial 0,25W | 15mm |
R9 | 10k | Widerstand Axial 0,25W | 15mm |
R10 | 48 R | Widerstand Axial 0,25W | 15mm |
R11 | 5k6 | Widerstand Axial 0,25W | 15mm |
R12 | 330 R | Widerstand Axial 0,25W | 15mm |
R13 | 560 R | Widerstand Axial 0,25W | 15mm |
R14 | 1k | Widerstand Axial 0,25W | 15mm |
R17 | 100 R | Widerstand Axial 0,25W | 15mm |
R22 | 47 R | Widerstand Axial 0,25W | 15mm |
R23 | 0,5 R | Widerstandsdraht gewickelt | 15mm |
R26 | 15 R | Widerstand Axial 0,25W | 15mm |
R27 | 47 R | Widerstand Axial 0,25W | 15mm |
R30 | 0,5 R | Widerstandsdraht gewickelt | 15mm |
T101 | BC550C | NPN , Si Kleinsignal | TO18 |
T102 | BC550C | NPN , SI Kleinsignal | TO18 |
T103 | ACY12 | PNP, GE , rauscharm | TO18 |
T104 | AC128K, matched Pair | PNP, GE, Treiberstufe | TO18 |
T106 | AC176K, matched Pair | NPN, GE, Treiberstufe | TO18 |
T105 | AUY20 III | PNP, GE Leistungstransistor | TO-3 |
T107 | AUY20 III | PNP, GE Leistungstransistor | TO-3 |
Im Ergebnis steigt die Sinusleistung von 6 Watt an 5 Ω auf 10 W an 8 Ω bzw. 15 W an 4 Ω. Der Klang ist sehr ähnlich einem Röhrenverstärker – Klang-qualitativ kann dieses kleine Verstärkerchen prima mit meinen großen QUADs (303, 405 und 606) mithalten.